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Biographiearbeit

 

Biografie heißt wörtlich übersetzt Lebensbeschreibung und hat sich früher nur auf die Veröffentlichung der Lebensgeschichte berühmter Persönlichkeiten in Politik, Film oder Wissenschaften der Weltgeschichte beschränkt.

Biografie bedeutet dementsprechend „ Auseinandersetzung und Beschäftigung mit der Lebensgeschichte eines Menschen“. Dabei geht es nicht nur um die Geschichte eines Menschen, sondern auch um seine geistige und seelische Entwicklung. Biografiearbeit sollte Bestandteil der Arbeit mit Menschen sein und ermöglicht eine andere Wahrnehmung vom Menschen. Der Mensch sollte als Körper, Geist und Seele wahrgenommen werden, mitsamt der ihn umgebenden und prägenden Mitwelt. Das heißt, der Mensch sollte in seiner Ganzheit und Individualität erkannt und respektiert werden.

Die gesprächsorientierte Biografiearbeit ist ein wesentlicher Teil der Biografiearbeit und bedarf einer effizienten Vorbereitung und Ausarbeitung. Es ist daher wichtig, die Ziele der gesprächsorientierten Biografiearbeit zu kennen, um auf diese Ziele die Einzel- und Gruppengespräche aufbauen zu können. Sie ist geeignet für Menschen, die noch in der Lage sind sich mitzuteilen.

 Ziele der gesprächsorientierten Biografiearbeit

  • Die Identität aus dem Erinnern

Biografisches Arbeiten ist immer Erinnerungsarbeit mit dem Blick in die Zukunft. Die Erinnerung kann traurig und unglücklich sein, weil durch die erlebten Mühen und Entbehrungen unglückliche Momente der Vergangenheit ins Gedächtnis gerufen werden. Sie kann aber auch erfreulich und glückselig sein, weil sie auch das Schöne und das Gelungene der Vergangenheit bringt. Die persönliche geistig-seelische Entwicklung zusammen mit all den gemachten Erfahrungen spielt dabei eine große Rolle.

Biografiearbeit ist aber auch das Erkennen und Aufdecken von Lebensspuren fremder Menschen. Manchmal können dann Situationen, Verhaltensweisen und Entwicklungen besser verstanden werden. Das Erinnern ist glaubhaftes und glaubendes Erkennen des eigenen und fremden Lebens. Dieses Bild hat oft nur wenig mit der Gegenwart und Realität zu tun: Filter können Unerwünschtes ausblenden und machen das Leben schöner - besonders bei verwirrten Menschen

  • Eine Lebensbilanz zu ziehen bedeutet für ältere verwirrte Menschen:
  • die Möglichkeit, das Leben abzurunden
  • sich auf das Sterben als letzte Lebensaufgabe einzulassen

In der letzten Lebensphase hält der alte Mensch oft Rückschau, um das Leben als ein Gesamtes und seine Zusammenhänge zu begreifen. Dabei geht es oft um die zentralen Fragen des Lebens:

  • WER BIN ICH? - Die Frage der eigenen Identität begleitet uns ein Leben lang.
  • WER WAR ICH? - Wir möchten verstehen, wer wir SIND, indem wir verstehen, wer wir WAREN und nunmehr GEWORDEN sind, indem wir fragen: WER WERDE ICH SEIN?

    Wenn die Erinnerungen des gelebten vergangenen Lebens kommen, bedeutet dies auch immer Trauerarbeit. Oft müssen lange aufgestaute Konflikte, Streitigkeiten, belastende Schuldgefühle und Trauerereignisse aufgearbeitet werden. Große Bedeutung kommt dem biografischen Gespräch als Form der verbalen Kommunikation in der Begleitung verwirrter alter Menschen zu. Frühere gefestigte emotionale Erfahrungen prägen sich ins Gedächtnis ein. Wenn das Kurzzeitgedächtnis schwächer wird, kommen umso stärker Erinnerungen aus der Kindheit zurück.

    Alte Menschen ziehen sich häufig in ihre innerste Bilderwelt zurück, sehen und hören nur mit ihrem „inneren Auge“ und „geistigen Ohr“. Wenn es darum geht, sich seine Lebensgeschichte noch einmal anzuschauen, fällt der Blick oder der Gedanke auf das Wesentlichste oder Wichtigste:
  • auf Menschen, die das eigene Leben geprägt haben;
  • Probleme und Schwierigkeiten, die man bewältigt hat;
  • Gefahren, denen man entronnen ist;
  • Werte, die einem ein ganzes Leben wichtig waren;
  • Entwicklungen, die man oft unter großer Anstrengung durchgemacht hat;
  • Interessante und schöne Reisen
  • Politische Ereignisse
  • Lebensveränderungen, wie Berufswechsel, Wohnungswechsel…..
  • Schicksalsschläge

Jede Form von Lebensrückschau ist Vergangenheitsbewältigung angesichts des nahenden Todes. Diese Lebensbilanzierung erlebt der alte Mensch, aber auch die pflegende Person selbst oft bewegt, oft traurig, manchmal beglückt oder einfach nur dankbar machend.