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Demenz

Demenz ist der Verlust von wichtigen Gehirnfunktionen. Foto: pixabay.com

Die Alterung der Gesellschaft und die damit verbundene Zunahme an dementiellen Erkrankungen stellen für die Pflegemitarbeiter:innen eine große Herausforderung dar.

Der Begriff „Demenz“ bezeichnet eine Gruppe von Krankheitsbildern, bei denen wichtige Gehirnfunktionen wie Gedächtnis, Orientierung, Sprache usw. nach und nach unwiderruflich verloren gehen. Im früheren Stadium der Demenz ist ein ganz normaler Umgang mit den Betroffenen möglich und wünschenswert. Aber auch mit Fortschreiten der Krankheit sind Menschen mit Demenz ein Teil unserer Gesellschaft, auch wenn sie sich dann nicht mehr ganz der Norm entsprechend verhalten. 

40 Betreuungsplätze für mobile Demenzkranke 

Seit 25. August 2009 ist die Dementenstation im Senior:innenwohnheim Stadtwald eröffnet. Es wurden 40 neue Betreuungsplätze für Menschen mit Demenzerkrankung errichtet.

Wir bieten den Bewohner:innen ein sicheres Umfeld, unterstützen sie in ihrer Selbständigkeit und geben ihnen damit ein Gefühl des Gebrauchtwerdens.

Generell bieten wir Ihnen:

  • wir bieten Ihnen Essen aus unserer hauseigenen Küche
  • Sie haben bei uns freie Arztwahl
  • Betreuung rund um die Uhr durch qualifiziertes Personal
  • die sozialmedizinische Betreuung wird von der Gesundheitsverwaltung der Stadt durchgeführt
  • Gedächtnistraining
  • das ganze Jahr hindurch diverse Ausflüge und Veranstaltungen
  • Therapiegarten mit Rundgang
  • Therapieküche
  • liebevoll eingerichtete Ruheräume

Verlauf der Demenzerkrankungen/Bedürfnisse

Das „Drei-Welten-Modell“ beschreibt ein Modell das sich nach dem Verlauf der Demenz-Krankheit ausrichtet. Der Leitgedanke besteht darin, dass Demenzkranke im Verlauf ihrer Krankheit drei unterschiedliche Erlebniswelten durchlaufen.

  • Die Welt der Erfolglosigkeit - diese ist gekennzeichnet die Beeinträchtigung der kognitiven Leistungen (Gedächtnis, Sprache, Orientierung,…). Empfinden für Mitbewohner:innen oder der Sinn für soziale Umgangsformen sind noch intakt. Die psychischen Belastungen für die Betroffenen und deren Umfeld erstrecken sich von Angst, Kränkung, Verunsicherung, Wut bis hin zur Trauer. In dieser Welt werden Hilfestellungen sehr diplomatisch und bewusst eingebracht, damit der demente Mensch keine Enttäuschungen oder weitere Frustration aufgrund seines Unvermögens erleben muss.
  • Die Welt der Ziellosigkeit – in diesem Setting sind die Kommunikation und die sozialen Fähigkeiten reduziert, es kommt zu Störungen im Bereich des Erkennens und der Orientierung. Gefühle wie Neid, Eifersucht, Enthemmung, Streit bestimmen die Beziehungen zu anderen Menschen. In dieser Welt wandern die Dementen scheinbar ständig auf der Suche nach etwas ziellos umher.
  • Die Welt der Schutzlosigkeit – in dieser Erlebniswelt stellt sich ein Rückfall in die frühkindlichen Verhaltensweisen ein. Es kommt unter anderem zum Verlust der Sprache, des Ernährungsverhaltens, oder der Mobilität. Das letzte Stadium ist ein extremer Zustand des Rückzugs, die Betroffenen liegen in Embryonalhaltung zusammengerollt im Bett. Ziel der Pflege- und Betreuung ist es in diesem Stadium die Menschen durch Berührung, Wärme, Licht, Düfte usw. auf ihrer Empfindungsebene anzusprechen.

Lebensgestaltung

Die stationäre Pflege und Betreuung dementer Menschen ist geprägt von der grundsätzlichen Diskussion über integrative oder segregative Betreuung von verhaltensveränderten Menschen. Argumentationen für oder gegen die unterschiedlichen Betreuungsformen werden in Fachkreisen teilweise unterschiedlich geführt. Es ist unbestritten, dass beide Konzepte jeweils Vor- und Nachteile haben.

Im SWH Stadtwald werden beide Wohnformen angeboten. Zum einen der Wohnbereich Regenbogen im Haus B. Dort ist speziell die Betreuung von gehenden dementen Menschen angedacht, also jene Bewohner:innen, die sich in den ersten beiden Erlebniswelten befinden. Im Haus C, also in den Pflegebereichen, werden in weiterer Folge jene Menschen betreut, die bereits in die dritte Erlebniswelt, also in die Schutzlosigkeit übergegangen sind.

Demente Bewohner:innen leben nach ihren eigenen Normen und machen eine Erweiterung der Handlungsstrategien in der Pflege notwendig. Es ist wichtig, dass sich die zu Betreuenden in ihrer veränderten Wirklichkeit verstanden und ernst genommen fühlen. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit ist bei Menschen mit Demenz ausgeprägter als bei anderen. Um diesen Bedürfnissen Sorge tragen zu können, sorgen wir für eine freundliche, ruhige und fröhliche Atmosphäre. Durch das Einhalten von möglichst vielen gewohnten Tages- und Jahresabläufen versuchen wir Sicherheit und Orientierung zu vermitteln.

Qualifikation Pflegepersonal

Spezielles Wissen über die Begleitung von Bewohner:innen mit Demenz ist erforderlich, damit die Mitarbeiter:innen ein einheitliches Handwerkzeug zur Erleichterung der täglichen Arbeit haben.

10 – Minuten – Aktivierung von Menschen mit Demenz

Diese Art der Aktivierung ist eine spezielle Aktivierungsform in der Pflege, mit der durch sogenannte „Schlüsselreize“ demente Bewohner:innen erreicht werden können.

Umgang mit nicht kooperativen bzw. aggressiven Bewohner:innen

Die Mitarbeiter:innen sollen mögliche Beweggründe für aggressives Verhalten erkennen können. Mögliche Verhaltensstrategien werden laufend im Team besprochen (Fallbesprechungen, Gruppenbesprechungen), um Widerständen durch Deeskalation und Ritualen entgegenwirken zu können.

Körperliche Aktivitäten anregen

Mobilität bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit und die Wahrnehmung wird gefördert. Ob zu Fuß mit Gehhilfe, Rollmobil, Rollstuhl selbständig, oder mit Unterstützung des Betreuungspersonals, kann rund ums Haus oder in den Stadtwald, beim Sitztanz, oder diversen Turngruppen mit der Ergotherapeutin, die Bewegung angeregt werden. Aktivitäten am Tag fördern auf natürliche Weise auch die Ermüdung des Körpers und führen so zu einem erholsamen Schlaf in der Nacht. So lassen sich auch Unruhezustände bewusst steuern und reduzieren.

Geistige Aktivität aufrechterhalten

Je nach den individuellen Fähigkeiten der Bewohner:innen erfolgt das Angebot z. B. Zeitung lesen, Gesellschaftsspiele oder Gespräche. Diese Aktivitäten fördern Kontakte und wirken dem sozialen Rückzug entgegen.

Vorhandene Fähigkeiten erhalten

Alltagsfähigkeiten wie z. B. einfache Körperpflege, An- und Auskleiden und Nahrung aufnehmen, sollen nicht vorzeitig durch eine pflegerische Überversorgung abgebaut werden. Die Bewohner:innen sollen in diesen Lebensbereichen lediglich ergänzt und unterstützt werden – wie Prof. Erwin Böhm einmal angemerkt hat: „Die Pflege mit den Händen in der Hosentasche“.

Kommunikation erhalten

Die Kommunikation orientiert sich an den Möglichkeiten der Bewohner:innen. Hier bietet die Biographiearbeit wichtige Hinweise. Zum Beispiel bleiben Begriffe oder Redewendungen aus den früheren Jahren oft lange in Erinnerung. Menschen mit dementiellen Erkrankungen leben zunehmend in der Vergangenheit und können diese nicht mehr von der Gegenwart unterscheiden. Das Pflegepersonal sollte ernsthaft und aufmerksam den Erzählungen zuhören um die Bewohner:innen in ihre Welt begleiten zu können. Bei fortschreitendem Verlust des Sprachvermögens gewinnt die nonverbale Kommunikation immer mehr an Bedeutung.

Angehörige

Neben der Betreuung und Pflege der zu Betreuenden ist uns auch die beratende, unterstützende und entlastende Begleitung der Angehörigen wichtig, denn sie leiden als Mitbetroffene ebenfalls unter den Unzulänglichkeiten und Veränderungen des Demenzkranken.

Fazit Demenz

80% unserer Bewohner:innen sind dement, d.h. die Alltagsgestaltung, die eine große Rolle in der Pflege von an Demenz erkrankten Menschen spielt, ist eine Gratwanderung zwischen Erfolgen und Enttäuschungen und erfordert ein Leben in großer Toleranz.